Grande Marée

Zur Zeit habe ich wirklich wieder Sehnsucht nach der Bretagne. Denn in diesen Tagen wird der Gezeitenhub an der Küste ein weiteres Mal besonders markant ausfallen. Wenn sich bei Ebbe der Ozean besonders weit zurückzieht, dann geht es während der Grande Marée im Watt äußerst umtriebig zu. Dann sind Hunderte, oft Tausende Menschen mit Harken und Eimern, Netzen und Schaufeln unterwegs und suchen nach den Köstlichkeiten des Meeres. Es gibt das Gerücht, in den Tagen der großen Ebbe und Flut sollte man in Brest besser nicht irgendwelche Ämter und Institutionen aufsuchen wollen, weil die MitarbeiterInnen dann eher im Wattenmeer als in ihren Amtsstuben anzutreffen sind.
Einer Erhebung zufolge gehen etwa 1,7 Millionen Menschen in Frankreich dem Hobby der pêche à pied nach. Die Tendenz ist steigend. Immer
mehr Familien und Cliquen verabreden sich zur Schatzsuche im Wattenmeer.
Die einen bevorzugen die sandigen Meeresböden, wo sich mit Harke
und Eimer die beliebten Herzmuscheln (coques) finden lassen. Die anderen
sind entlang felsiger Küstenabschnitte unterwegs, wo sie unter
Steinen Taschenkrebse (tourteaux) und Schwimmkrabben (étrilles) auflesen
oder mit einem Messer Seeohren ablösen. Um danach die Erträge des
Tages gemeinsam zuzubereiten und begleitet von einem Cidre oder einem
spritzigen Weißwein zu verspeisen – manger la mer eben.

Das Strandfischen unterliegt einer stengen hygienischen Kontrolle. Welche Strände für das Sammeln von Meeresgetier unbedenklich und welche dafür gesperrt sind, finden Sie unter http://www.pecheapied-responsable.fr
In unserem Buch "Küstenwandern in der Bretagne – Entdeckertouren auf dem Zöllnerpfad", das im Januar 2019 im Schweizer Rotpunktverlag erschienen ist, haben eine Etappe der pêche à pied, dem Strandfischen gewidmet. Mehr dazu auf www.bewandert-unterwegs.de