



Das Leben im Meer begann mit mikroskopisch winzigen Algen, Phytoplankton, Kieselalgen und Cyanobakterien, die als pflanzliche Einzeller am Anfang aller Nahrungsketten stehen. Ohne sie wären auch heute die Ozeane tote Gewässer. Mittels Photosynthese stellen sie den Pflanzenzucker und Sauerstoff her, den die Tiere der marinen Nahrungsketten für ihren Stoffwechsel benötigen. Vom Phytoplankton ernährt sich das Zooplankton, etwa kleine Krebse, Krill oder Garnelen, aber durchaus auch größere Meerestiere. Quallen kommen ohne Plankton nicht über die Runden, und ohne die einzelligen Algen könnten Korallen oder Schwämme nicht überleben. Kleinkrebse, Fisch- und Muschellarven würden sonst ebenfalls verhungern. Und damit wäre dann auch die Versorgung für höhere Tiere in der Nahrungskette unterbrochen. Die Bezeichnung Plankton stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie das Umherirrende. Auch den Menschen würde ohne die Umhergetriebenen die Luft auf dem Planeten Erde ausgehen. Die über zweihunderttausend unterschiedlichen, im Salzwasser treibenden Pflanzenarten produzieren nämlich die Hälfte des Sauerstoffs, den wir einatmen.
Plankton-Observatorien
Im Ozean und der Gezeitenzone durchsichtigen Wiesen bilden die überquellende Vielfalt des Phyto- und Zooplanktons ein Volumen, das größer ist als alle Landmassen zusammen. Der bretonische Planktonspezialist und Wissenschaftskommunikator Pierre Mollo, der gemeinsam mit seinem Team im Hafen seiner Heimatstadt Port-Louis bei Lorient ein Plankton-Museum unterhält, spricht daher auch vom Planète Plancton. Auch wenn wir es nicht wahrnehmen: Wir alle wären ohne Plankton nicht lebensfähig. Um die Bedeutung der Ökologie des Unsichtbaren angemessen auf die öffentliche Bühne zu bringen, setzt sich Mollo dafür ein, sogenannte Plankton-Observatorien einzurichten. Sie sollen – vergleichbar mit der Überwachung der Luftqualität in Städten – kontinuierlich den Gesundheitszustand unserer Meere überwachen. Denn das Plankton ist nicht nur Produzent von Sauerstoff und bindet klimaschädliche Gase, es reagiert auch schnell auf ökologische Veränderungen und ist daher ein geeigneter Bio-Indikator. Wer also wissen will, wie es um die Wasserqualität in den Meeren und der Gezeitenzone bestellt ist, muss sich nur die Vielzahl und Diversität des Planktons anschauen.
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